Haarwirbel am Pferdekopf, Fellwirbel am Hals - Was bedeuten Wirbel bei Pferden? Was ist normal und was bereitet Probleme beim Training? Warum können Haarwirbel Einfluss auf den Charakter des Pferdes haben? In diesem Blog-Artikel habe ich Infos von Charlotte Cannon aus den USA zusammengetragen. Sie gilt als eine Koriphäe auf dem Gebiet der Wirbelforschung auch "Swirlology" genannt.
Einige glauben fest daran, dass Wirbel die Eigenschaften und den Charakter des Pferdes beeinflussen, manche Trainer suchen Pferde sogar danach aus. Andere wiederum meinen, dass das alles grosser Humbug ist.
Charlotte Cannon aus den USA hat Haarwirbel bei Pferden genauestens studiert und sie ist selber Pferdetrainerin und Turnierreiterin. Viele Pferde standen bereits in ihrem Stall, doch sie hat Haarwirbel auch bei Pferden aus der ganzen Welt studiert und so entsprechende Merkmale und Charaktereigenschaften erforschen und bestätigen können. Charlotte gilt als internationale Expertin für Haarwirbel und ihre Auswirkungen auf die Trainierbarkeit und Leistungsfähigkeit der Pferde.
Die Fakten in diesem Blog-Artikel habe ich von Charlotte's Webseite übersetzt und zusammengefasst.
GENERELLES ÜBER WIRBEL
Wirbel oder wissenschaftlich "Trichoglyphen", die am Pferdekopf und Pferdekörper zu sehen sind, geben uns viele wichtige Hinweise auf den Charakter des Pferdes und auf seine Eigenschaften oder darauf, wie das Pferd sich trainieren lässt. Die Fellwirbel und der Ort, an dem sie zu finden sind, helfen uns zu verstehen, wie die Energie durch den Pferdekörper fliesst und zeigen uns Wege auf, unsere Pferde besser zu verstehen und so zu nehmen, wie sie sind.
Im Durchschnitt haben Pferde sechs Wirbel über den Körper verteilt.
Beduinen Legenden erzählen von einem Araber Pferd mit 40 Wirbeln!
Was ist ein Haarwirbel?
Ein Wirbel ist eine Stelle, an der das Haar in kreisförmiger Anordnung aus der Haut wächst und oft auch in der entgegengesetzten Richtung zum Rest des Haares.
Bei Pferden finden wir sie hauptsächlich auf dem Bauch, dem Kopf (Stirn, Nase oder Schläfe), dem Genick, zwischen den Ohren, am Hals, an der Brust, oder der Flanke. Die Haare dieser Wirbel wachsen entweder im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn.
Im Mutterleib werden Haarwirbel zur gleichen Zeit wie das Lernzentrum des Gehirns gebildet. Ihre Haare wurzeln in Gehirnzellen; das restliche Haar wird aus Haarfollikeln in der Haut gebildet.
Der Wirbel auf der Stirn des Pferdes hat am meisten Einfluss auf das Pferd, da diese Haare die ersten Haare sind, die auf dem Fötus des Fohlens gebildet werden und wachsen.
ENERGIEFLUSS
Fellwirbel haben einen tiefgreifenden Einfluss auf den Energiefluss im Pferdekörper. Sie stoppen oder verlangsamen, bündeln oder zerstreuen Energie.
Wie wir alle wissen, haben manche Pferderassen eine höhere Energie generell, wie z. B. Araber oder Vollblüter - andere Rassen sind generell gesetzter wie z.B. Kaltblüter. Ein Pferd mit hoher Energie, welches zusätzlich auch noch "schwierige" Wirbel am Körper trägt, kann man mit einer Stromschnelle eine reissenden Flusses oder auch tickenden Zeitbomben vergleichen. Ein gesetzteres Pferd mit "schwierigen" Wirbeln kann z. B. sehr schreckhaft sein oder aus dem Nichts heraus explodieren, wenn viel Energie in den Wirbeln gebündelt wird.
Vom Energiefluss her gesehen, ist es daher vorteilhafter, wenn Wirbel paarweise am Pferd vorkommen (ausser natürlich am Kopf).
Jeder Wirbel sollte immer einen passenden Wirbel auf der anderen Seite des Pferdekörpers haben. Da Wirbel Energie stoppen oder verlangsamen, ist es wichtig, dass sie an der gleichen Stelle liegen und möglichst ähnlich aussehen, damit das Pferd energetisch ausgeglichen sein kann.
Die Energie im Pferdekörper fliesst von hinten nach vorne. Wenn die Wirbel also nicht an der gleichen Stelle auf beiden Seiten liegen, "hängt" sich der Energiefluss auf einer der beiden Seiten auf. Pferde mit wenig Energie biegen sich dann z. B. immer in Richtung des einen Wirbels und wehren sich, sich in die andere Richtung zu biegen oder sie galoppieren z. B. immer nur auf einer Hand an.
Pferde mit viel Energie können in solchen Fällen leicht explodieren, buckeln oder durchbrennen, da die in einer Körperseite viel Energie fliesst und die andere Seite quasi "tot" ist. Dieser Mangel an Harmonie oder Gleichgewicht im eigenen Körper kann zu viel Frustration führen und dazu führen, dass das Pferd oft mürrisch oder schlecht gelaunt ist oder sogar zu aggressivem Verhalten neigt.
Oft wird ein Pferd mit nur einem Wirbel ohne passenden Wirbel auf der anderen Körperseite dann auch auf dem Bein lahm, welches am nächsten zum Wirbel liegt, da sich dort viel Energie sammelt.
Leichte Störungen im energetischen Gleichgewicht kommen bei fast allen Pferden vor, da perfekt passende "Wirbelpaare" selten vorkommen. Das bedeutet einfach, dass das Pferd sich normalerweise leichter auf die Seite biegt, wo der Wirbel am weitesten hinten liegt oder wo der längere Wirbel liegt.
WIRBELTYPEN
Der Energiefluss ist von dem jeweiligen Wirbeltypen an einer Stelle abhängig. Die verschiedenen Typen sind "einfach", "buschig", "geradlinig", "haubenartig" und "gefiedert".
Einfach: Haare gehen alle in einen zentralen Punkt von allen Richtungen
Buschig: Haare laufen zusammen und bilden einen Büschel
Geradlinig: Haare wachsen in entgegengesetzte Richtungen von einer geraden vertikalen Linie aus
Haubenartig: Haare aus entgegengesetzten Richtungen laufen zusammen und bilden eine "Haube"
Gefiedert: Haare treffen an einer Linie zusammen und bilden ein fedriges oder gefiedertes Muster
Ungefähr 78% aller Pferde haben einen Wirbel am Kopf, während 16% zwei Wirbel haben und nur 6% haben drei oder mehr Wirbel am Kopf.
DER WICHTIGSTE WIRBEL AM PFERD - STIRNWIRBEL
Ein Wirbel direkt zwischen den Augen ist normal.
Höher liegende Wirbel sind ein Zeichen für einen lebhaftes Gemüt; tiefer liegende Wirbel dagegen für ein weniger lebhaftes Gemüt.
Je klarer der Wirbel strukturiert ist, je mehr kann sich Dein Pferd konzentrieren. Je weniger strukturiert, umso weniger Konzentrationsfähigkeit.
Einzelne Wirbel sind ein Zeichen für eine ziemlich beständige Persönlichkeit; das kann ruhig sein oder auch spinnen, aber einfach eins von beiden - keine duale Persönlichkeit.
Zwei oder drei Wirbel sind ein Zeichen für duale oder mehrere Persönlichkeiten in einem Pferd. Sie gelten generell als kompliziert, schwer einzuschätzen und schwierig zu trainieren. Die verschiedenen Persönlichkeiten äussern sich irgendwann immer - das Pferd lässt sich z. B. schwer verladen, sieht Gespenster beim Ausreiten, explodiert aus dem Nichts heraus oder neigt zu Unfällen. Diese Pferde fordern mehr Geduld, Zeit und Können von Besitzer, Reiter und Trainer.
DOPPELWIRBEL AUF DER STIRN
Doppelwirbel sind normalerweise entweder nebeneinander, übereinander oder in Form eines "Z" vorhanden.
Nebeneinander liegende Wirbel geben dem Pferd blitzartigen Zugang zu beiden Hirnhälften; man nennt diese Pferde auch "ausgekochte Schnelldenker".
Zwei übereinander liegende Wirbel deuten auf noch schwierigere Pferde hin, da ihre "doppelte" oder duale Persönlichkeit oft extrem zum Vorschein kommt. Sie gelten als unzuverlässig und neigen zu Unfällen.
Hat ein Pferd zwei Wirbel in der Form eines "Z" auf der Stirn, dann ist Vorsicht geboten. Charlotte schreibt, dass sie mehrere solche Pferde kennt, und sie nennt sie: "Die Pferde, vor denen Dich schon Dein Mutter gewarnt hat!". Oft haben diese Pferde zusätzlich noch andere "schwierige" einzelne Wirbel am Körper und dies sind die gefährlichsten. Man muss eine ausgezeichnete Führungsperson sein und man darf sich keine Fehler erlauben, brutal oder unfair sein. Solche Pferde sind angeblich sehr berechnend und sie greifen Dich an, bevor Du es überhaupt gemerkt hast. Sie sind sehr futterneidisch und brauchen viel Platz um sich herum. Sie haben ausserdem eine sehr hohe Schmerzgrenze und greifen eher an, als dass sie eine Schwäche oder gar Schmerz zeigen.
DIE RESTLICHEN WIRBEL
Wirbel am Pferdemaul und auf den Ganaschen können auf ein kompliziertes Pferd hinweisen. Viele Pferde mit einzelnen Wirbel am Maul haben ein "festes" Maul oder strecken ihre Zunge beim Reiten raus. Früher war ein Wirbel auf der Ganasche ein Zeichen dafür, dass der Besitzer in Schulden und Ruin getrieben wurde.
Ein oder zwei Wirbel auf einem Ohr bündelt die Energie auf den Hörsinn. Interessanterweise findet man diese Wirbel meistens bei Mulis.
Ein Wirbel auf der Schläfe steigert das Denkvermögen auf dieser Hirnhälfte. Das Pferd ist ein schneller Denker und knackt leicht jedes Rätsel oder jede Aufgabe - im guten wie im schlechten Sinn.
Solche Pferde tendieren auch dazu zu viel über ein Problem nachzudenken - ODER - sie finden schnell heraus, was zu tun ist und man ist als Reiter einfach nur noch Beifahrer und das Pferd macht alleine weiter.
Wirbel am Schweif - Emotionen sind am Schweif zu erkennen. Negative Emotionen können in Schweifwirbeln festgehalten werden und das Pferd schlägt oder dreht viel mit dem Schweif.
Selten findet man Wirbel am Fesselgelenk. Diese Wirbel verlangsamen das "bewirbelte" Bein. Das Fesselgelenk bekommt scheinbar zu wenig Energie und bewegt sich daher langsamer. Pferde mit diesen Wirbeln stolpern öfter auf unebenem Gelände.
Wirbel an den Vorderbeinen können den Gang verkürzen. Hat nur ein Bein einen Wirbel, so wird das Pferd mit einem Bein mehr ausgreifen als mit dem anderen.
Pferde mit Wirbel am Rücken haben meistens einen empfindlichen Rücken und immer wieder auftretende Rückenprobleme. Die Pferde buckeln oft oder reagieren aggressiv bei Rückenschmerzen. Es ist fast unmöglich, den Energiefluss wieder komplett herzustellen.
Pferde mit grossen Wirbeln am Bauch haben tendenziell einen dickeres Bauch. Sie haben oft auch einen weniger starken Rücken und brauchen mehr Kraft, um den Rücken zu heben.
Die Stelle der Wirbel im Genick zeigt an, wo sich Kopf und Genick leicht und natürlich biegen. Pferde ohne Genickwirbel haben es oft schwer an den Zügel zu kommen - sie strecken die Nase am liebsten vorwärts geradeaus weg.
DIE PFERDEBRUST
Brustwirbel sind ein gutes Zeichen. Früher glaubte man, dass diese Wirbel ein Zeichen für Erfolg und Reichtum sind.
Aber ein langgezogener Wirbel, der zwischen den Brustmuskeln beginnt und bis zur Kehle geht, ist ein schlechtes Zeichen.
Wenn dieser dann noch mit einem Doppelwirbel auf der Stirn kombiniert ist, dann ist es ein noch schlechteres Zeichen.
Diese Pferde sind sehr schwer zu trainieren, wenn man sie überhaupt trainieren kann.
Im 18. Jahrhundert sagte man, dass ein Pferd mit einem Doppelwirbel und einem solchen langgezogenen Wirbel vom Teufel besessen war. Heute sieht man diese Kombinationen bei vielen Rodeo Pferden.
WIRBEL AM MÄHNENKAMM
Die meisten Pferde haben Wirbel, die mittig des Halses am Mähnenkamm liegen und zwar idealerweise auf der gleichen Höhe und an der gleichen Stelle auf beiden Seiten.
Die Energie verlangsamt sich an diesen Wirbeln.
Lange Wirbel am Mähnenkamm verlangsamen die Energie dermassen, dass der Hals oft dort verdickt ist oder zu einem Fettkamm neigt.
Pferde ohne Wirbel am Mähnenkamm haben generell einen schlankeren Hals und tragen den Hals oft flacher, länger und gerader.
DER DAUMENDRUCK DES PROPHETEN - HALSWIRBEL
Diese Pferde können am Hals nicht los lassen und tendieren dazu, sich in die Wirbel zu lehnen.
Sie sind schwierig zu steuern und halten Emotionen und Verspannungen in diesen Halswirbeln fest. Dies kann zu Schmerzen im Hals führen.
Das Pferd lässt sich jedoch nichts von den Schmerzen anmerken; explodiert dann aber plötzlich, wenn es unter Druck gesetzt wird.
WIDERRIST
Diese Wirbel stoppen die Energie, die von hinten kommt und leiten sie direkt in die Vorderbeine. Das Pferd wird daher die Tendenz haben, mehr auf der Vorhand zu laufen und einen kürzeren Gang zu haben.
Hat das Pferd nur einen Wirbel auf einer Seite des Widerrists, dann explodiert das Pferd willkürlich ohne Vorwarnung.
Dieser Wirbel heisst auch "Sarg Wirbel". Man sagt, das der Reiter dieses Pferdes im Sattel sterben wird.
GURTLAGE, FLANKE UND HINTERBACKE
Pferde mit Wirbeln in oder an der Gurtlage sind dort empfindlich und reagieren auf zu schnelles Gurten.
Sie neigen dazu, sich dann zu wehren und lassen sich nur satteln, wenn langsam und vorsichtig gegurtet wird.
Früher sagte man, dass Wirbel in der Gurtlage ein Zeichen für Glück und Vermögen waren.
Idealerweise findet man an jeder Flanke einen langen gerade Wirbel, der vom Hüftknochen hoch in die weiche Flankenhaut verläuft.
Verläuft der Wirbel nicht gerade, sondern "fällt" auf die eine oder andere Seite, dann hat das Auswirkungen auf die Position der Hinterbeine.
Zeigt der Wirbel z.B. nach hinten, dann hat das Pferd meistens schwache Sprunggelenke und Mühe unterzutreten.
Wirbel an den Hinterbacken deuten darauf hin, dass das Bein leichter hoch und zurück bewegt werden kann; vorwärts und untertreten wird schwieriger.
Stretching vor dem Reiten kann diese Pferden sehr unterstützen.
Hat das Pferd nur einen Wirbel an einer Hinterbacke, dann wird meistens das Bein mit dem Wirbel kürzer treten als das andere Bein.
Wenn Du noch mehr über Wirbel wissen möchtest und Englisch liest, dann findest Du den ganzen Artikel von Charlotte Cannon zu "Swirlology" auf ihrer Webseite.
Und welche Wirbel hat Dein Pferd? Erkennst Du den Charakter Deines Pferdes hier im Blog wieder? Ich freue mich auf Deine Kommentare!
Nicole
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